AlzheimerEthik e.V. – Erinnerung an Renate Demski

Renate Demski  wird mir stets in Erinnerung bleiben, als  Kämpferin für eine andere Ethik und ein anderes Verständnis  im Umgang mit  Menschen, die an der sog.  Alzheimerkrankheit leiden.

Ein an Alzheimer erkranktes Familienmitglied hinterlässt Spuren bei jedem Angehörigen, vor allem jedoch bei denen, die wie Frau Demski, Tag für Tag den Verlauf der Krankheit wahrnehmen und für die immer schwieriger werdenden Gegebenheiten für alle Seiten verträgliche, kreative Lösungen zu finden haben.

Mit der Unterstützung ihrer Schwester an den Wochenenden und in den Ferien, wie auch mit Unterstützung von Nachbarn, Bekannten und zwei Helferinnen der Caritas-Sozialstation gelang es ihr, ihre beruflichen Verpflichtungen und die Begleitung ihrer Mutter gemeinsam zu bewältigen. Es war für beide Töchter eine Selbstverständlichkeit, ihrer Mutter ein würdiges Leben mit dieser Krankheit zu ermöglichen und sich persönlich um sie zu kümmern. Auch Dankbarkeit mag eine Rolle gespielt haben. Schließlich hatte die Mutter einen Großteil ihrer Lebenszeit ihren Kindern gewidmet, auf vieles verzichtet, damit diese ihre Studien- und Berufswünsche erfüllen konnten.

pic.phpIn ihrem Buch Die kleine Dame beschreibt Renate Demski herausragende Ereignisse, Bedürfnisse und Schwierigkeiten, die das Leben mit der erkrankten Mutter kennzeichneten. Nachvollziehbar werden Schwierigkeiten und Lösungen durch die Biografie der Mutter, von Kindheitstagen an. Besonders hervorzuheben ist der Halt im Glauben an Gott – in einer Art, die über die Alltagsschwierigkeiten hinweggeholfen hat, so dass die in anderen Fällen so oft erlebten Gefühle von Verzweiflung, Verbitterung und Selbstmitleid nicht aufgekommen sind, weder bei der Mutter noch bei den Töchtern. Selbst im fortgeschrittenen Stadium konnte sich die Mutter über jede Hilfe freuen und diese Freude durch ein dankbares Lächeln oder liebevolles über den Arm Streichen zurückgeben. In ihrem Falle ging der Abbau des Gedächtnisses nicht einher mit den sonst so häufig zu beobachtenden Gefühlsturbulenzen etwa in Form unbegründeter Wutausbrüche. Die gefühlsmäßige Beziehung stimmte bis zur letzten Stunde.

„Die kleine Dame“ erhielt keine ruhigstellende Medikation. Die damals aufkommenden Nootropika wurden bewusst wegen Nebenwirkungen nicht gegeben.

Somit hat Renate Demski erlebt, dass Alzheimer nicht der blanke Horror sein muss und nicht in der Medizin die Rettung zu finden ist, sondern dass das Leben mit der Krankheit wie dem Kranken für die emotionale Entwicklung sogar ein Gewinn sein kann.

Erst ihr ehrenamtliches Engagement für Heimbewohner, Bekannte, durch Lesungen, in der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, in der Alzheimer-Angehörigen-Selbsthilfegruppe und in ALZheimer-ETHik e.V. konfrontierte sie mit dem Spektrum aller möglichen fürchterlichen Horrorgeschichten. Diese Erfahrungen haben sie zu einer Kritikerin und Expertin werden lassen, wie man sie bis heute selten findet. 

Im Jahre 2000 gründete sie ALZheimer-ETHik e.V. als einen von der Pharmaindustrie und Verbänden bundesweiten, unabhängigen Verein, denn die starke Verflechtung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DALZ)  mit der Pharmaindustrie sah und sieht sie als eine verhängnisvolle Allianz: Hierdurch wird der Blick viel zu einseitig auf eine Medizin gelenkt, die nicht nur Unsummen kostet, sondern bislang eher alles nur noch schlimmer gemacht hat.

 

Renate Demski  verstarb im Mai 2008  – Nachruf lesen

Zur Biographie:  Geboren 1945, Gymnasiallehrerin für Deutsch, Französisch und kath. Religion. Von 1986 bis zum Tode ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter im September 1992 pflegende Angehörige. 1993 – 1996 Ausbildung zur „logotherapeutischen Beraterin“ am Logotherapie-Institut Hannover-Langenhagen . 1995 Buchveröffentlichung „Die kleine Dame“ (4. Auflage 2002, Reihe Topos plus 440). Seit Februar 1998 Mitglied der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, dort auch Mitarbeiterin im 1. und 2. Ethik-Arbeitskreis bis August 2000. Seit Mai 1999 Mitbegründerin und Ansprechpartnerin der Alzheimer-Angehörigen-Selbsthilfegruppe in Hamm (Westfalen), ihrem Wohnort. Am 3. 10. 2000 gründete sie gemeinsam mit Gleichgesinnten den Verein ALZheimer-ETHik e.V

 

  www.alzheimer-ethik.de

 

1 Kommentar

  1. Es war in der Oberstufe, als unsere Französischlehrerin Frau Demski von ihrer Mutter erzählte, die an Alzheimer erkrankte. Sie stellte uns Schülerinnen und Ehemaligen in unserer Aula im Michaelskloster ihr Buch vor – Die Kleine Dame 1. Auflage.
    Es hatte mich damals vor 30 Jahren sehr beeindruckt.
    Ihre weiche und nicht so laute Stimme las vor. Eine zarte Frau, und eine besondere Lehrerin. Der erste Französischunterricht 7. Klasse …Französisch wurde mein 1. Abi-Einserfach Dank Frau Demski. Die weiche leise ruhige Stimme und das zauberhafte Lachen und die schöne Lernsituation bleiben mir immer in Erinnerung.

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