Abwege und Selbstbetrug in der Demenz-Szene

So der Untertitel des Buches Nebelwelten, von Peter Wissmann.  Ein Insider  beschreibt die Täuschungsmanöver und Scheingefechte im Kampf gegen eine heraufbeschworene Monsterkrankheit mit dem Namen DEMENZ.   Wer sich da als Fachfrau/Fachmann nicht an der ein oder anderen Stelle ertappt sieht, sollte das Buch zweimal lesen.  Denn  jeder der sich  in der Demenz-Szenerie bewegt, hängt irgendwie drin  in diesem Lügengebäude, das Wissmann Parallelwelt nennt.  Angefangen mit den Lehrmeinungen der Demenzforscher,  die an den offensichtlichen Ursachen gezielt vorbei forschen und pharmakologische Lösungen versprechen.  Solange die Angst vor dieser „grauenvollesten aller Krankheiten unserer Zeit“ um sich greift, können sie davon ausgehen,  dass weitere Milliarden in die Alzheimerforschung gesteckt werden.

Tatsächlich konnte sich im laufe der Zeit ein Irrsinn  etablieren, der im Bereich der Pflege längst unsere Realität bestimmt.  Nicht nur  Menschen mit der Diagnose Demenz irren umher. Auch  hochdotierte Professoren und Fachleute  stochern im Nebel, schüren Ängste und bedienen einen gefährlichen Mainstream.   Nebelwelten führt uns vor Augen,  wie  mit Unterstützung von Regierungen und Wissenschaft eine Monsterkrankheit  heraufbeschworen wird, die unsere Zivilisation unterwandert.

Vergleichbar mit  Trojanern, die lange im Verborgenen die Programme auf Computern durcheinanderbringen,  haben sich längst DEMENZIANER (wie ich sie nennen würde)  in die sozialen Netzwerke der realen Lebenswelt  eingeschleust, die, wenn wir sie lassen, ein heilloses Chaos anrichten werden.

Sehr anschaulich zeigt der Autor wie Lug und Trug  Schule machen.  „Was wir hingegen seit einigen Jahren zunehmend erleben, ist die von interessierter Seite systematisch vorangetriebene Legitimierung von Lügen und Scheinangeboten als zulässigem Konzept in der Pflege und Betreuung.  … Und was macht es auf Dauer eigentlich mit den Pflegenden, wenn sie Teil von Inszenierungen werden und anderen ständig etwas vorgaukeln sollen?“  Zum Beispiel die Idee mit den Bushaltestellen in den Heimen, an denen nie ein Bus hält.   Weil das vor Jahren in einem Heim bei bestimmten Bewohnern mit Weglauftendenz gut geklappt hatte, findet man heute in vermutlich  jedem dritten Heim eine  Attrappe, mit einem echt aussehenden Schild und Fahrplan sowie eine Wartebank.   Dort werden Bewohner hingebracht, die weg wollen.  Man versichert ihnen, dass bald ein Bus kommt, der sie da hin bringt, wo sie hin wollen.  Steht der Bewohner auf, weil es ihm zu lange dauert, versichert ein vorbeikommender Mitarbeiter, dass er sitzen bleiben müsse, wenn er den Bus  nicht verpassen will, weil der in 5 Minuten komme.   In Einzelfällen mag das eine zeitlang funktionieren, ohne dass sich der dort abgesetzte  Mensch verhöhnt vor kommt.  Jedoch irgendwann dürfte jeder merken, dass er belogen wird.
Sehr empfehlenswert ist auch das Kapitel über die  Demenzdörfer, denen  Herr Wissmann eine klare Absage erteilt.  Und er hat Recht, wie ich beim Lesen erkennen konnte.  Aus diesem Blickwinkel hatte ich die Demenzdorfidee bisher nicht gesehen. Was allgemein als Zukunftsvision idealisiert wird, ist das Gegenteil von Inklusion.

Vieles was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein weiterer Baustein des Lügengebäudes.  Und wer sich angewöhnt alten Menschen mit der Diagnose Demenz im täglichen Umgang einen Bären aufzubinden, wird sich irgendwann auch nichts mehr dabei denken, wenn er im Umgang mit Kollegen oder Vorgesetzten oder auch privat Geschichten erfindet.  Andere machen das ja schließlich auch.  Wie normal es in der Pflege bereits geworden ist  zu Lügen und zu Betrügen,  zeigen  Dokumentationsprogramme, die es ermöglichen mit einem Klick alle zu erledigenden Maßnahmen bei sämtlichen Bewohnern als erledigt abzuzeichnen.  Alleine die Anschaffung eines solchen Programmes, kommt der Einladung zum Betrug gleich.  Wer nicht in der vorgegebenen Form dokumentiert, sondern sich die Mühe macht wahrheitsgemäß nur das tatsächlich gemachte einzutragen, fällt aus dem Rahmen.  Der Ehrliche hat einen schweren Stand in einem Bereich,  in dem  Lug und Trug mit Bestnoten  belohnt werden.

Was kann man tun, wenn man alleine gegen den Mainstream steht und alle um einen herum nicht sehen, dass der Kaiser in Wirklichkeit nackt ist?

Peter Wissmann empfiehlt,  gute Erfahrungen und Beispiele  im Sinne einer echten Inklusion zu suchen und zu unterstützen.

Meine Empfehlung: Lesen Sie das Buch Nebelwelten und stellen Sie sich die Frage in welcher Welt Sie, mit Ihrem Denken und Tun in Sachen Demenz, unterwegs sind.

Ergänzend dazu empfehle ich, sich mit denen zusammen zu tun oder denen den Rücken zu stärken, die sich – wie der Pflege-SHV –  für echte  Lösungen einsetzen.  In erster Linie für ein Gesundheits- und Pflegesystem, das gute Ergebnisse belohnt und schlechte bestraft.  Derzeit ist es genau umgekehrt.   Die von Wissmann anschaulich beschriebene  Parallelwelt, erzeugt geradezu ein Klima in dem früher oder später jeder mit der Diagnose Demenz rechnen muss.  Aber auch andere Zivilisationskrankheiten gedeihen in diesem Klima prächtig.   Und fast täglich werden neue Diagnosen erfunden, für die neue Untersuchungen und neue Medikamente  eingesetzt werden.   Der Gesundheitsmarkt blüht und wächst ins Uferlose, indem er Kranke und Pflegebedürftige produziert.  Und die Gesundheitsminister merken nicht, wie sie den Karren ziehen und die Nebelwerfer  befeuern.  Das Frühwarnsystem der Gesellschaft ist ausgeschaltet, bei Regierungen die sich am Mainstream orientieren und abweichende Sichtweisen ignorieren.

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